Archiv 2012
Der knapp 30 Meter hohe Schornstein auf dem Gelände der einstigen Harzer Stielwerke in Bleicherode wurde am
Mittwoch gesprengt. Bereits im Sommer sollen auf dem Gelände der einstigen Industriebrache hübsche Eigenheime
entstehen.
Bleicherode. Ein Knall, dann dauerte es nur wenige Sekunden: Der knapp 30 Meter hohe Schornstein legte sich
langsam zur Seite, zerbrach im Fallen in zwei Teile, und zerschlug in Einzelteilen auf dem Boden.
Ein großer Haufen Schutt.
Die knapp sechzig Schaulustigen, die das Szenario vom angrenzenden Edeka-Parkplatz beobachteten,
applaudierten. "Eine perfekte Sprengung", sagte auch Sprengmeister Karl-Heinz Bühring im Anschluss. Kein Stein
ist umhergeflogen, nichts ist zu Bruch gegangen. Ein spezielles Vlies und angehäufte Erde um den unteren Teil des
Schlotes werden das zu "99,9 Prozent verhindern", erklärte der Sprengmeister bereits im Vorfeld der Aktion.
Zwei Tage hat der 60-jährige Sprengmeister mit zwei Kollegen das Ende des Schornsteines vorbereitet. 30 Löcher
haben die Männer der Thüringer Sprenggesellschaft im unteren Teil des Schlotes gebohrt und insgesamt 3,5
Kilogramm sogenannten Euro-Dyn-Sprengstoff angebracht. Mit einer 100 Meter langen Zuleitung wurde die
Sprengladung schließlich kurz vor halb drei gestern Mittag gezündet. Zuvor hatten Polizei, Ordnungsamt und das
Sprengteam den extra abgesperrten Sicherheitsbereich kontrolliert. Etwa 30 Anwohner mussten für eine gute halbe
Stunde ihre Wohnungen verlassen. "Wir haben im Umkreis von etwa 70 Metern evakuiert", erläuterte Bühring, der
seit der Wende schon über 500 Schornsteine gesprengt hat.
Das Verschwinden des weithin sichtbaren Schornsteines ist quasi auch das Finale des ersten Bauabschnittes der
Abrissarbeiten auf dem einstigen Betriebsgelände. "Ende Januar sind wir hier komplett fertig", sagte Bauingenieur
Manfred Borgwaldt, der die Arbeiten koordiniert. In den zurückliegenden acht Wochen sind 15 Gebäude
verschwunden. 140 000 Euro hat das gekostet. Ein Großteil, 75 Prozent, sind EU-Mittel. Den Eigenanteil von 50 000
Euro hat Bleicherode über Grundstücksverkäufe und Städtebaufördermittel geschultert.
In einem nächsten Schritt sollen Fundamente, Fußböden und Keller entfernt werden. Dem gehen punktuelle
Bodenuntersuchungen voran, um Kontaminationen ausschließen zu können. Mit Ende dieses zweiten
Bauabschnittes sei das Areal "praktisch wieder jungfräulich", so Bleicherodes Bürgermeister Frank Rostek (CDU).
Bereits im Sommer soll die 2,2 Hektar große Fläche für den Bau von 22 Eigenheimen fertig sein. Das alte Silo soll
integriert werden. Zur Gestaltung läuft ein Ideenwettbewerb an der Erfurter Fachhochschule.
Quelle: Susanne Bernstein / 18.01.12 / TA